Stimmungsbarometer Nachhaltige Geldanlagen 2020
CRIC-Stimmungsbarometer Nachhaltige Geldanlagen. Umfrage 2020 zur Qualität ethisch-nachhaltiger Geldanlagen
Published: 2020
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Executive Summary:
CRIC hat von Ende Oktober bis Mitte Dezember 2020 in Deutschland, Österreich und der Schweiz eine Umfrage zur transformatorischen Kraft ethisch‐nachhaltiger Geldanlagen durchgeführt. Ziel der Umfrage war es, die Einschätzung von unterschiedlichen Akteuren zu erfragen, inwiefern die ethisch‐ nachhaltige Geldanlage zu nachhaltigen Wirtschaftsweisen beiträgt bzw. in der Lage ist, eine transformative Kraft zu entfalten.
Die wichtigsten Ergebnisse der Umfrage sind:
Es gibt eine große Zustimmung, dass die ethisch‐nachhaltige Geldanlage sowohl grundsätzlich eine transformative Kraft entfalten kann als auch tatsächlich einen Beitrag für eine nachhaltigere Wirtschaft leistet. 89,2% der Befragten stimmen deutlich der Aussage zu, dass die ethisch‐nachhaltige Geldanlage die grundsätzliche Fähigkeit besitzt, die Wirtschaft zu mehr Nachhaltigkeit zu verändern. Fast gleich viele, nämlich 87,2% der Befragten stimmen zudem der Aussage zu, dass die ethisch‐nachhaltige Geldanlage in ihrer derzeitigen Umsetzung auch tatsächlich zu Veränderungen in der Wirtschaft führt.
Gleichwohl sind 12,8% der Befragten der Ansicht, dass die ethisch‐nachhaltige Geldanlage aktuell keinen Beitrag zur Transformation der Wirtschaft zu mehr Nachhaltigkeit leistet.
Wie in der Vorjahresumfrage (2019) sind die Befragten auch in dieser Umfrage der Ansicht, dass die von der Zivilgesellschaft ausgehenden Aktivitäten die am meisten treibenden für eine transformativ wirkende ethisch‐nachhaltige Geldanlage sind.
Der europäischen Politik und den institutionellen Investoren werden – und auch damit wird die Vorjahresumfrage bestätigt – als die wichtigsten Akteure genannt, wenn es darum geht, eine transformativ wirkende ethisch‐nachhaltige Geldanlage zu fördern. Zudem wird insbesondere die EU‐Politik als wichtiger Treiber identifiziert.
Die nationale Politik und (erstmals abgefragt) die Realwirtschaft werden als die größten Bremser einer transformativ wirkenden ethisch‐nachhaltigen Geldanlage identifiziert. Auch die Finanzwirtschaft wird eher als Bremser denn als Treiber wahrgenommen.
Aus den Antworten der Befragten ließen sich keine geschlechtsspezifischen Unterschiede feststellen.
Tendenziell ist festzustellen, dass Vertreter der Medien und der Wissenschaft skeptischer sind als andere Akteure, wenn es um den aktuellen Beitrag der ethisch‐nachhaltigen Geldanlage für einen Transformationsprozess in der Wirtschaft geht.
Die Rolle der Finanzwirtschaft als Treiber der ethisch‐nachhaltigen Geldanlage wird insbesondere von Befragten aus der Finanzwirtschaft als bedeutsam eingeschätzt, nicht jedoch von Befragten aus dem Medien‐ und Wissenschaftsbereich. Investierende stufen die Rolle der Finanzwirtschaft als Treiber eines Transformationsprozesses durch ethisch‐ nachhaltige Geldanlagen als eher sehr gering ein.
Insbesondere Vertreter der Finanzwirtschaft, der Medien und der Wissenschaft stellen der nationalen Politik ein schlechtes Zeugnis aus, was deren Förderfunktion für das ethisch‐ nachhaltige Investment betrifft.
Befragte aus Österreich stufen vor allem die grundsätzliche, aber auch die tatsächliche Transformationskraft ethisch‐nachhaltiger Geldanlagen positiver ein als Befragte aus Deutschland. Auch die Förderfunktion der Finanzwirtschaft und die Wichtigkeit der EU‐Politik werden in Österreich positiver eingeschätzt als in Deutschland. Dafür wird in Deutschland die Zivilgesellschaft eher als Treiber der ethisch‐nachhaltigen Geldanlage gesehen als in Österreich.
Auch wenn sich bezüglich der Alterskohorten keine statistisch signifikanten Aussagen treffen lassen, ist festzustellen, dass ältere Menschen gegenüber der Rolle der EU‐Politik und der Finanzwirtschaft tendenziell eher skeptischer bzw. negativer eingestellt sind als jüngere Menschen.
Dass die Antworten von Menschen, die regelmäßig persönlich Anlageentscheidungen treffen, anders ausfallen als jene von Menschen, die das nicht tun, ließ sich in der Umfrage nicht bestätigen.
Zusammenfassend kann gesagt werden: die Umfrage 2020 bestätigt wie bereits die Vorjahresumfrage (2019) sowohl das transformative Potential als auch die tatsächliche Fähigkeit ethisch‐nachhaltiger Geldanlagen, die Wirtschaft zu mehr Nachhaltigkeit zu transformieren. Gleichwohl gibt es aber auch skeptische Stimmen, die sowohl das grundsätzliche Potential als auch die tatsächliche Fähigkeit der ethisch‐nachhaltigen Geldanlagen in Bezug auf deren transformative Wirkung kritisch sehen. Während die EU‐Politik und die Arbeit zivilgesellschaftlicher Akteure als mehrheitlich positiv eingeschätzt wird, werden die nationale Politik und teilweise auch die Finanzwirtschaft als Bremser einer Transformation der Wirtschaft durch ethisch‐nachhaltige Geldanlagen wahrgenommen.
Die hier angeführten Ergebnisse und Auswertungen sind eher zutreffend für Deutschland und Österreich. Für andere Länder (Schweiz, Luxemburg) sind die hier angeführten Ergebnisse aufgrund der zu geringen Rücklaufquote nicht aussagekräftig.