PSYGE
Interventionen in Zusammenhang mit psychischen Erkrankungen und Partnergewalt
Summary
Es ist zwar seit langem wissenschaftlich belegt, dass Männergewalt gegen Frauen/ Partnergewalt in Zusammenhang mit patriarchalen Strukturen und ungleichen Geschlechternormen steht, aber es liegen keine wissenschaftlichen Studien vor, die als dritte Variable psychische Erkrankungen miteinbeziehen und Wirkzusammenhänge analysieren. Die Zusammenschau aller drei Variablen soll zu einer evidenzbasierten Verbesserung der Gewaltprävention beitragen.
Um dieses Ziel zu erreichen, untersucht die Studie mit qualitativen methodischen Zugängen vier Felder:
Annahmen über Kausalzusammenhänge zwischen psychischer Erkrankung, Geschlecht und Gewalt in verschiedenen Tätigkeitsbereichen der Medizin;
unterschiedliche Annahmen bei den im Gewaltschutz involvierten Akteur:innen über die Möglichkeiten der jeweils anderen Professionen hinsichtlich der Intervention in spezifischen Fällen von Gewalt, insbesondere bei psychischen Erkrankungen;
dadurch entstehende Versorgungslücken;
im Justizbereich die Tätigkeit von medizinischen Sachverständigen für Psychiatrie/Psychologie im Rahmen von Strafverfahren.
Die Studie soll den Blick für Zusammenhänge zwischen psychischer Erkrankung und Männergewalt gegen Frauen schärfen und damit weitere Ansätze für die Gewaltprävention liefern.protection organizations in over 46 countries.
Runtime
04/2024 - 12/2025
Partners
Institut für Konfliktforschung - IKF
Bundesministerium für Justiz - BMJ
Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz - BMSGPK
Contacts
Activities
Das Studiendesign sowie die weitere Aufbereitung der Studienergebnisse umfassen 3 zentrale Ebenen.
Ebene 1. Intersektorale Kooperation: Gesundheitssektor als essenzieller Teil des Präventionsnetzwerks
Auf dieser Ebene sollen die spezifischen Möglichkeiten des Gesundheitssektors zur Früherkennung und Vermittlung von Fällen sowie die Einbindung in das breitere Netzwerk zur verbesserten kooperativen Präventionsarbeit gestärkt werden. Als Voraussetzung dafür leistet das Projekt eine strukturierte Untersuchung von Versorgungslücken zwischen Institutionen im Rahmen multi-sektoraler Zusammenarbeit.
Dies umfasst:
Ein Mapping bestehender Angebote bzgl. der Verschränkung von psychischen Erkrankungen und Partnergewalt mit besonderer Berücksichtigung von zielgruppengerechten (das heißt v.a. gender- und kultursensiblen) Interventionen.
Die Identifikation von Lücken in der kooperativen Präventionsarbeit zwischen zentralen Institutionen.
Die Identifikation von bestehenden "good practices" und der Möglichkeit, diese ressourcenschonend in weitere Kooperationsbereiche zu übertragen bzw. zu institutionalisieren.
Die Schärfung der Rolle des Gesundheitswesens in einem komplexen Gewaltschutznetzwerk unter Berücksichtigung der eigenen Kapazitäten und Expertisen sowie derjenigen der anderen Akteur:innen im Gewaltschutz.
Die Untersuchung der intersektoralen Kooperation mündet in der Entwicklung eines Fahrplans durch die Institutionen inkl. multi-sektoralen Policy-Empfehlungen zur Überwindung von Versorgungslücken und der Etablierung von „kurzen Wegen“ zwischen den Institutionen.
Ebene 2. Innermedizinische Präventionsarbeit: Möglichkeiten der Gewaltprävention in medizinischen Einrichtungen
Auf der zweiten Ebene unternimmt das Projekt die Untersuchung interner Ressourcen, Kompetenzen und Sensibilisierung mit der Ziel, Versorgungslücken innerhalb medizinischer Einrichtungen zu Identifizieren.
Dies umfasst:
Ein Needs-assessment zum Sensiblisierungsbedarf bzgl. dem Zusammenhang von psychischen Erkrankungen und Partnergewalt.
Die Identifikation von Lücken in internen Abläufen, Strukturen und Angeboten als Grundlage für Strukturverbesserung und gezielten Ressourceneinsatz.
Aufbereitung der zentralen Informationen bzgl. des Zusammenhangs zw. psychischen Erkrankungen und Partnergewalt für ein medizinisches Fach- und Praktiker:innenpublikum in Abstimmung mit bestehenden Trainingsangeboten.
Die Aufbereitung dieser Teilergebnisse für eine praktische Nutzung im Gesundheitsressort orientiert sich an der Entwicklung von Trainingsmaterialien zum Thema psychische Erkrankungen und Partnergewalt für bestehende Sensibilisierungstrainings in medizinischen Einrichtungen.
Ebene 3. Medizinisches Expert:innenwissen in der Justiz: Aktualisierung des Wissens von Sachverständigen im Zuspiel zur Strafjustiz.
Die Untersuchung der 3. Ebene fokussiert auf die Identifikation von Diskrepanzen in den Wissensständen psychiatrischer Sachverständiger mit dem Ziel der Aktualisierung u. Homogenisierung des Wissens zum Zusammenhang von psych. Erkrankungen, Geschlechterrollenbildern und Partnergewalt.
Sie umfasst:
Die Rekonstruktion impliziter Tätertypologien in psychiatrischen Gutachten bei schwerer Partnergewalt
Die Identifikation von Divergenzen in zugrundeliegenden Annahmen zwischen Gutachten und dem internationalen Stand der Forschung.
Die Erkenntnisse dieser Teiluntersuchung sollen in weiterer Folge als Guidelines für Sachverständige aufbereitet und dem Justizressort zur Verfügung gestellt werden.
Funding
KIRAS Ausschreibung 2022 – F&E Dienstleistungen
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