Das "gute Opfer" häuslicher Gewalt: Vortrag bei Neustart
Auf Einladung des Fachteams des Tatausgleichs (Verein NEUSTART) sprachen Paul Herbinger und Veronika Reidinger zum Thema staatliche Interventionen in Fälle von häuslicher Gewalt. Unter dem Titel "Das 'gute Opfer' häuslicher Gewalt - Von institutionellen Zurichtungen und der Ideologie des Toolism" diskutierten sie am 9. November 2022 im Rahmen des Fachteams des Tatausgleichs des Vereins NEUSTART aktuelle Ergebnisse ihrer Forschung mit Kolleg*innen aus der Praxis.
Aufbauend auf empirischen Arbeiten im Rahmen des IMPRODOVA Projekts widmete sich der Vortrag den institutionellen Bearbeitungs- und Zugriffsweisen auf dieses Problem. Diese Praktiken folgen einer vergeschlechtlichten Täter-Opfer-Dichotomie, die sich den Kategorien Verbrechen & Strafe auf der einen, und Schwäche & Fürsorge auf der anderen Seite zuordnen lassen.
Lösungen für (mangelnde) Passgenauigkeit professioneller Interventionen wird oft mit Kooperation und Risikotools begegnet. Diese perfektionieren die Klassifizierung von Problemen mit dem Anspruch der Diagnose und Prognose. In der darauffolgenden Diskussion mit den Praktiker*innen gingen die beiden unter anderem den Fragen nach, inwiefern diese Befunde auch für die Bewährungshilfe bzw. dem Tatausgleich gelten und ob bspw. in Mediations-Verfahren ("Restorative Justice") Auswege aus dem Dilemma gefunden werden können.
Vor kurzem erschien der Artikel "Das 'gute Opfer' häuslicher Gewalt. Von institutionellen Zurichtungen und der Ideologie des Toolism" im Band: "Befreiungswissen als Forschungsprogramm. Denken mit Heinz Steinert" im Verlag Westfälisches Dampfboot.