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Key Note: Das Verbrechen lesen – Fakt, Fiktion und Phantasma kriminalistischer Spurensuche im digitalen Zeitalter

Vortragsmanuskript der Keynote im AK Text und Textlichkeit der Fritz Thyssen Stiftung am 10.2.2022

Key Note Speaker: Reinhard Kreissl

Von Conan Doyle bis Ulrich Oevermann wurde die polizeiliche Suche nach dem Täter als eine lokale hermeneutische Praxis gedeutet. Aus den am Tatort gesicherten Spuren erschloss sich dem Ermittler in der Rekonstruktion des Tathergangs ein Bild des handelnden Täters. Im Zentrum stand dabei die Figur des berufserfahrenen männlichen Detektivs, der aus den Fundstücken das Mosaik des sinnhaften Aufbaus der kriminellen Tat zusammensetzte. Jenseits dieses Szenarios, das auch den klassischen Kriminalroman inspirierte, entwickelte sich – getrieben durch technisch-ökonomische Entwicklungen, neue Kriminalitätsformen und veränderte politische Orientierungen – eine neue Form der kriminalistischen Spurensuche mit neuen Herausforderungen. Anhand aktueller Beispiele werden diese Veränderungen diskutiert und einige problematische Folgen der Digitalisierung analysiert.

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